Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?: Unterschied zwischen den Versionen
(→Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?) |
(→Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?) |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
===Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?=== |
===Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?=== |
||
− | Eine einseitige Interpretation der Überlegungen zur unternehmerischen Autonomie in der Arbeit ist unter dem Begriff des "Arbeitskraftunternehmers" in der Diskussion. Mit dieser Vorstellung sollen neue Tendenzen in der Organisation der Lohnarbeit eingefangen werden. Diese Tendenzen werden jedoch nicht als solche festgehalten und bestimmt, sondern als Merkmale der Vorstellung eines |
+ | Eine sehr beschränkte und einseitige Interpretation der Überlegungen zur unternehmerischen Autonomie in der Arbeit ist unter dem Begriff des "Arbeitskraftunternehmers" in der Diskussion. Mit dieser Vorstellung sollen neue Tendenzen in der Organisation der Lohnarbeit eingefangen werden. Diese Tendenzen werden jedoch nicht als solche festgehalten und bestimmt, sondern als Merkmale der Vorstellung eines Menschen, der in idealer Weise diese Tendenzen an sich tragen soll, einem sogenannten "Idealtypen". Dieser "Idealtypus" des "Arbeitskraftunternehmers" soll unter anderem folgende Merkmale haben: |
- verstärkte Selbstkontrolle |
- verstärkte Selbstkontrolle |
||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
Es ließen sich wahrscheinlich noch andere Formen und Merkmale aufzählen. Im Gespräch ist zumeist auch noch die sogenannte "Selbst-Ausbeutung". Tatsache ist, dass die Lohnarbeiter ihrem Arbeitgeber gewissermaßen nachweisen müssen, dass sich mit ihnen Gewinne machen lassen. Man kann diese Entwicklung in der Vorstellung vom "Arbeitskraftunternehmer" einzufangen versuchen. |
Es ließen sich wahrscheinlich noch andere Formen und Merkmale aufzählen. Im Gespräch ist zumeist auch noch die sogenannte "Selbst-Ausbeutung". Tatsache ist, dass die Lohnarbeiter ihrem Arbeitgeber gewissermaßen nachweisen müssen, dass sich mit ihnen Gewinne machen lassen. Man kann diese Entwicklung in der Vorstellung vom "Arbeitskraftunternehmer" einzufangen versuchen. |
||
− | Dann stellt man sich vor, dass Lohnarbeiter "heute" so etwas wie Unternehmer sind. Da sie aber kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen, so können sie Unternehmer nur ihrer "nackten" Arbeitskraft sein. In diesem Sinne sind sie dann "Arbeitskraftunternehmer". Die Arbeitskraft wird dem Unternehmer in der Vorstellung des "Arbeitskraftunternehmers" untergeordnet. Er ist eben ein Unternehmer, wenn auch nur seiner eigenen nackten Arbeitskraft. Aber man kann sich dieses |
+ | Dann stellt man sich vor, dass Lohnarbeiter "heute" so etwas wie Unternehmer sind. Da sie aber kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen, so können sie Unternehmer nur ihrer "nackten" Arbeitskraft sein. In diesem Sinne sind sie dann "Arbeitskraftunternehmer". Die Arbeitskraft wird dem Unternehmer in der Vorstellung des "Arbeitskraftunternehmers" untergeordnet. Er ist eben ein Unternehmer, wenn auch nur seiner eigenen nackten Arbeitskraft. Aber man kann sich dieses Verhältnis (Unternehmer und Arbeitskraft) auch auf das ganze Leben übertragen vorstellen. Alle Lebensbereiche werden auf diese Weise der unternehmerischen Beurteilung unterworfen. So kann man sich die Ausbreitung des unternehmerischen Denkens erklären, bestimmte Veränderungen in der Arbeitswelt als eine Ausbreitung des Unternehmerischen. (Der früher vorhandene Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit soll - das ist eine stillschweigende Mitinformation - verschwunden sein oder doch zumindest in seinem Einfluss stark reduziert sein, denn ich verhalte mich zu mir selbst, wie sich der Arbeitgeber zu mir verhalten hat.) |
Aktuelle Version vom 28. November 2011, 12:03 Uhr
Was ist ein "Arbeitskraftunternehmer"?
Eine sehr beschränkte und einseitige Interpretation der Überlegungen zur unternehmerischen Autonomie in der Arbeit ist unter dem Begriff des "Arbeitskraftunternehmers" in der Diskussion. Mit dieser Vorstellung sollen neue Tendenzen in der Organisation der Lohnarbeit eingefangen werden. Diese Tendenzen werden jedoch nicht als solche festgehalten und bestimmt, sondern als Merkmale der Vorstellung eines Menschen, der in idealer Weise diese Tendenzen an sich tragen soll, einem sogenannten "Idealtypen". Dieser "Idealtypus" des "Arbeitskraftunternehmers" soll unter anderem folgende Merkmale haben:
- verstärkte Selbstkontrolle - Selbst-Ökonomisierung - Selbst-Rationalisierung und Verbetrieblichung der Lebensführung
Es ließen sich wahrscheinlich noch andere Formen und Merkmale aufzählen. Im Gespräch ist zumeist auch noch die sogenannte "Selbst-Ausbeutung". Tatsache ist, dass die Lohnarbeiter ihrem Arbeitgeber gewissermaßen nachweisen müssen, dass sich mit ihnen Gewinne machen lassen. Man kann diese Entwicklung in der Vorstellung vom "Arbeitskraftunternehmer" einzufangen versuchen.
Dann stellt man sich vor, dass Lohnarbeiter "heute" so etwas wie Unternehmer sind. Da sie aber kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen, so können sie Unternehmer nur ihrer "nackten" Arbeitskraft sein. In diesem Sinne sind sie dann "Arbeitskraftunternehmer". Die Arbeitskraft wird dem Unternehmer in der Vorstellung des "Arbeitskraftunternehmers" untergeordnet. Er ist eben ein Unternehmer, wenn auch nur seiner eigenen nackten Arbeitskraft. Aber man kann sich dieses Verhältnis (Unternehmer und Arbeitskraft) auch auf das ganze Leben übertragen vorstellen. Alle Lebensbereiche werden auf diese Weise der unternehmerischen Beurteilung unterworfen. So kann man sich die Ausbreitung des unternehmerischen Denkens erklären, bestimmte Veränderungen in der Arbeitswelt als eine Ausbreitung des Unternehmerischen. (Der früher vorhandene Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit soll - das ist eine stillschweigende Mitinformation - verschwunden sein oder doch zumindest in seinem Einfluss stark reduziert sein, denn ich verhalte mich zu mir selbst, wie sich der Arbeitgeber zu mir verhalten hat.)
Wie kann man auf die Idee kommen, dass es einen "Arbeitskraftunternehmer" gibt?