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Aus meine zeit ist mein leben
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Häufig wird vermutet, dass mehr Frauen von Burnout betroffen sind als Männer. Hierfür werden zwei Gründe benannt: Zum einen seien Frauen häufig doppelt belastet, weil sie stärker als Männer familiäre und berufliche Anforderungen unter einen Hut bekommen müssen, zum anderen seien sie psychisch weniger belastbar, weil sie sensibler auf persönliche Krisen und Konflikte am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis reagieren.
 
Häufig wird vermutet, dass mehr Frauen von Burnout betroffen sind als Männer. Hierfür werden zwei Gründe benannt: Zum einen seien Frauen häufig doppelt belastet, weil sie stärker als Männer familiäre und berufliche Anforderungen unter einen Hut bekommen müssen, zum anderen seien sie psychisch weniger belastbar, weil sie sensibler auf persönliche Krisen und Konflikte am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis reagieren.
 
Im Gegensatz zu diesen Vermutungen zeigen Statistiken, dass Frauen keineswegs häufiger Burnout bekommen als Männer. Der Anteil von Männern und Frauen hält sich stattdessen in etwa die Waage. Dennoch leiden Frauen unter anderen Stressfaktoren und gehen auch anders mit Stress und Konflikten um als Männer. Deshalb wendet sich dieser Vortrag an reine Frauengruppen. Wir wollen uns fragen: Welche gesellschaftlichen oder familiären Erwartungshaltungen gegenüber Mädchen und Frauen gibt es? Wie verhalte ich mich zu diesen Erwartungshaltungen? Welche positiven oder auch negativen Auswirkungen hat das auf meinen eigenen Umgang mit Stress? Welche Rolle spielt womöglich mein Geschlecht in meiner Beziehung zu meinen Kolleginnen und Kollegen, zu meinem Team oder zu meinen Vorgesetzten? Wie wirken sich die neuen Formen der Unternehmensorganisation und der indirekten Steuerung insbesondere auf Frauen aus? Im Idealfall gelingt es uns, im gemeinsamen Gespräch, Solidarität zu erzeugen, die es uns ermöglicht, dass jede ihren eigenen, individuellen Umgang mit Stress bewusst machen und entwickeln kann.
 
Im Gegensatz zu diesen Vermutungen zeigen Statistiken, dass Frauen keineswegs häufiger Burnout bekommen als Männer. Der Anteil von Männern und Frauen hält sich stattdessen in etwa die Waage. Dennoch leiden Frauen unter anderen Stressfaktoren und gehen auch anders mit Stress und Konflikten um als Männer. Deshalb wendet sich dieser Vortrag an reine Frauengruppen. Wir wollen uns fragen: Welche gesellschaftlichen oder familiären Erwartungshaltungen gegenüber Mädchen und Frauen gibt es? Wie verhalte ich mich zu diesen Erwartungshaltungen? Welche positiven oder auch negativen Auswirkungen hat das auf meinen eigenen Umgang mit Stress? Welche Rolle spielt womöglich mein Geschlecht in meiner Beziehung zu meinen Kolleginnen und Kollegen, zu meinem Team oder zu meinen Vorgesetzten? Wie wirken sich die neuen Formen der Unternehmensorganisation und der indirekten Steuerung insbesondere auf Frauen aus? Im Idealfall gelingt es uns, im gemeinsamen Gespräch, Solidarität zu erzeugen, die es uns ermöglicht, dass jede ihren eigenen, individuellen Umgang mit Stress bewusst machen und entwickeln kann.
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== WENN DIE ARBEIT SCHON DA IST UND DAS LEBEN DAZU KOMMT ==
 
== WENN DIE ARBEIT SCHON DA IST UND DAS LEBEN DAZU KOMMT ==
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Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist seit einigen Jahren in aller Munde. Gemeint ist damit die Überlegung, dass es eine gesunde und angemessene Balance von Arbeit und Leben geben muss. Dies wird auch häufig bei der Prävention von Burnout in den Mittelpunkt gerückt. Und wer wünscht sich eine solche Balance nicht? Jedenfalls scheint es unmittelbar einleuchtend zu sein, dass wir nicht nur leben, um zu arbeiten und dass es außerhalb der Arbeitszeit noch etwas anderes geben muss, wenn wir gesund und zufrieden sein möchten – zum Beispiel Freundinnen und Freunde, Partnerinnen und Partner, Familie, Hobbies usw.
 
Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist seit einigen Jahren in aller Munde. Gemeint ist damit die Überlegung, dass es eine gesunde und angemessene Balance von Arbeit und Leben geben muss. Dies wird auch häufig bei der Prävention von Burnout in den Mittelpunkt gerückt. Und wer wünscht sich eine solche Balance nicht? Jedenfalls scheint es unmittelbar einleuchtend zu sein, dass wir nicht nur leben, um zu arbeiten und dass es außerhalb der Arbeitszeit noch etwas anderes geben muss, wenn wir gesund und zufrieden sein möchten – zum Beispiel Freundinnen und Freunde, Partnerinnen und Partner, Familie, Hobbies usw.
 
Der Vortrag stellt die Hintergründe und Theorien von Work-Life-Balance dar und hinterfragt sie dann aus gewerkschaftlicher Perspektive. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass in der Work Life Balance Theorie Arbeit und Leben entgegengesetzt werden und dass die Arbeit dabei an erster Stelle kommt. Ist dies angemessen? Kommt das Leben dann erst dazu? Und ist die Arbeit nicht Teil meines Lebens? Beim Hinterfragen wird ein Problem deutlich: Dass ich nämlich als einzelner arbeitender Mensch keine direkte Kontrolle über meine Arbeitsbedingungen habe. Gerade weil die Arbeitsbedingungen von anderen bestimmt werden, wird jede neu erarbeitete Balance immer wieder von den Unternehmen auf die Probe gestellt. Bei diesen ständigen Balanceakten steht jede und jeder erstmal alleine da. Mit diesem Problem kann man sich nur gemeinschaftlich auseinandersetzen, gerade hier sind also Betriebsräte und Gewerkschaften gefragt. Grund genug, sich einmal mit einer ausführlichen Kritik der „Work-Life-Balance“-Theorie zu beschäftigen.
 
Der Vortrag stellt die Hintergründe und Theorien von Work-Life-Balance dar und hinterfragt sie dann aus gewerkschaftlicher Perspektive. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass in der Work Life Balance Theorie Arbeit und Leben entgegengesetzt werden und dass die Arbeit dabei an erster Stelle kommt. Ist dies angemessen? Kommt das Leben dann erst dazu? Und ist die Arbeit nicht Teil meines Lebens? Beim Hinterfragen wird ein Problem deutlich: Dass ich nämlich als einzelner arbeitender Mensch keine direkte Kontrolle über meine Arbeitsbedingungen habe. Gerade weil die Arbeitsbedingungen von anderen bestimmt werden, wird jede neu erarbeitete Balance immer wieder von den Unternehmen auf die Probe gestellt. Bei diesen ständigen Balanceakten steht jede und jeder erstmal alleine da. Mit diesem Problem kann man sich nur gemeinschaftlich auseinandersetzen, gerade hier sind also Betriebsräte und Gewerkschaften gefragt. Grund genug, sich einmal mit einer ausführlichen Kritik der „Work-Life-Balance“-Theorie zu beschäftigen.
 
   
   

Aktuelle Version vom 22. Mai 2013, 11:09 Uhr

VORTRÄGE

BURNOUT - EINE FOLGE DER NEUEN ORGANISATION DER ARBEIT

Meine Zeit ist mein Leben!

ein Vortrag von Stephan Siemens


Burnout. Viele kennen die Symptome, niemand spricht gerne darüber. Allgemeine Erschöpfung bis hin zu Depressionen, Zynismus und nachlassende Leistungsfähigkeit. Burnout, das Ausgebranntsein, kannte man bisher vor allem bei sozialen Berufen, in denen Menschen sich übermäßig für andere aufopfern. Betroffen sind paradoxerweise besonders engagierte, hoch motivierte und pflichtbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Heute klagt rund ein Drittel aller Beschäftigten im industriellen Bereich und im Dienstleistungssektor über ständige Überlastung. "Die Batterie ist leer", "Der Job macht mich fertig", solche und ähnliche Sätze sind zu hören. Burnout und die Belastung durch Stress im Arbeitsleben werden immer häufiger zu einer ernsthaften Bedrohung für die Gesundheit der Beschäftigten und verursachen hohe Kosten. „Zu Zeiten von Wirtschaftskrise und Globalisierung entsteht Stress durch die Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes und des Einkommens. Diese Furcht setzt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter einen enormen Druck. Denn Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet nicht selten sozialer Abstieg und Existenzangst. Signale der Erschöpfung werden ignoriert, die letzten Energiereserven verbraucht und die Anzeichen des Burnout-Syndroms so lange verdrängt, bis es zu spät ist. Die Tabuisierung der Beschwerden verschlimmert die Symptome. Stephan Siemens, Dr. Eva Bockenheimer und Daniel Göcht wollen aufklären und die Suche nach Lösungen unterstützen. Dabei müssen auch die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsorganisation in den Blick genommen werden. Der Vortrag informiert über die Phänomene und Gefahren des Burnout. Er zeigt Handlungsmöglichkeiten auf und entwickelt Gegenstrategien - von der theoretischen Erklärung bis zu nützlichen Hinweisen für den Alltag. Eine Einführung in die neuen Formen der Arbeitsorganisation und ihre Wirkungsweise auf die Beschäftigten bietet die Grundlage für ein tieferes Verständnis des Burnout-Syndroms.

Teilnehmer: Am Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz interessierte Personal- und Betriebsräte

Ablauf: 60 Minuten Vortrag „Meine Zeit ist mein Leben“ mit anschließender Teilnehmerdiskussion, Gesamtdauer ca. 2,5 Stunden

Inhalte: Burnout und seine Ursachen. Was ist Burnout? Definition des Begriffs Burnout, Symptome und Verbreitung des Phänomens. Burnout als wachsende Gefahr im Betrieblichen Alltag: Wie kommt`s? Die Ursachen von Burnout in der Organisation der Arbeit. Prävention und Selbsthilfe im Betrieb – Diskussion

Technische Hilfsmittel: Unter 40 Teilnehmern kein Mikrophon erforderlich, da der Vortrag frei vorgetragen wird, auch keine anderen technischen Hilfsmittel erforderlich


IST BURNOUT WEIBLICH?

Ein Burnout-Vortrag für Frauen

von Dr. Eva Bockenheimer

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Mehr und mehr Beschäftigte leiden mittlerweile an Belastungen, die unter dem Namen Burnout, Ausgebranntsein, zusammengefasst werden und vor allem als eine tiefgreifende emotionale Erschöpfung in Erscheinung treten. Häufig wird vermutet, dass mehr Frauen von Burnout betroffen sind als Männer. Hierfür werden zwei Gründe benannt: Zum einen seien Frauen häufig doppelt belastet, weil sie stärker als Männer familiäre und berufliche Anforderungen unter einen Hut bekommen müssen, zum anderen seien sie psychisch weniger belastbar, weil sie sensibler auf persönliche Krisen und Konflikte am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis reagieren. Im Gegensatz zu diesen Vermutungen zeigen Statistiken, dass Frauen keineswegs häufiger Burnout bekommen als Männer. Der Anteil von Männern und Frauen hält sich stattdessen in etwa die Waage. Dennoch leiden Frauen unter anderen Stressfaktoren und gehen auch anders mit Stress und Konflikten um als Männer. Deshalb wendet sich dieser Vortrag an reine Frauengruppen. Wir wollen uns fragen: Welche gesellschaftlichen oder familiären Erwartungshaltungen gegenüber Mädchen und Frauen gibt es? Wie verhalte ich mich zu diesen Erwartungshaltungen? Welche positiven oder auch negativen Auswirkungen hat das auf meinen eigenen Umgang mit Stress? Welche Rolle spielt womöglich mein Geschlecht in meiner Beziehung zu meinen Kolleginnen und Kollegen, zu meinem Team oder zu meinen Vorgesetzten? Wie wirken sich die neuen Formen der Unternehmensorganisation und der indirekten Steuerung insbesondere auf Frauen aus? Im Idealfall gelingt es uns, im gemeinsamen Gespräch, Solidarität zu erzeugen, die es uns ermöglicht, dass jede ihren eigenen, individuellen Umgang mit Stress bewusst machen und entwickeln kann.


WENN DIE ARBEIT SCHON DA IST UND DAS LEBEN DAZU KOMMT

Eine Kritik der Work-Life-Balance-Theorie

von Dr. Eva Bockenheimer


Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist seit einigen Jahren in aller Munde. Gemeint ist damit die Überlegung, dass es eine gesunde und angemessene Balance von Arbeit und Leben geben muss. Dies wird auch häufig bei der Prävention von Burnout in den Mittelpunkt gerückt. Und wer wünscht sich eine solche Balance nicht? Jedenfalls scheint es unmittelbar einleuchtend zu sein, dass wir nicht nur leben, um zu arbeiten und dass es außerhalb der Arbeitszeit noch etwas anderes geben muss, wenn wir gesund und zufrieden sein möchten – zum Beispiel Freundinnen und Freunde, Partnerinnen und Partner, Familie, Hobbies usw. Der Vortrag stellt die Hintergründe und Theorien von Work-Life-Balance dar und hinterfragt sie dann aus gewerkschaftlicher Perspektive. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass in der Work Life Balance Theorie Arbeit und Leben entgegengesetzt werden und dass die Arbeit dabei an erster Stelle kommt. Ist dies angemessen? Kommt das Leben dann erst dazu? Und ist die Arbeit nicht Teil meines Lebens? Beim Hinterfragen wird ein Problem deutlich: Dass ich nämlich als einzelner arbeitender Mensch keine direkte Kontrolle über meine Arbeitsbedingungen habe. Gerade weil die Arbeitsbedingungen von anderen bestimmt werden, wird jede neu erarbeitete Balance immer wieder von den Unternehmen auf die Probe gestellt. Bei diesen ständigen Balanceakten steht jede und jeder erstmal alleine da. Mit diesem Problem kann man sich nur gemeinschaftlich auseinandersetzen, gerade hier sind also Betriebsräte und Gewerkschaften gefragt. Grund genug, sich einmal mit einer ausführlichen Kritik der „Work-Life-Balance“-Theorie zu beschäftigen.


DURCHSTARTEN OHNE AUSZUBRENNEN

Gerade Berufseinsteiger und Auszubildende sind von der Gefahr des Burnout betroffen

von Daniel Göcht


Mehr und mehr Beschäftigte leiden an Belastungen, die unter dem Namen Burnout, Ausgebranntsein, zusammengefasst werden. Emotionale Erschöpfung bis hin zu Depressionen, Zynismus und nachlassender Leistungsfähigkeit und eine hohe Zahl an psychischen Belastungen werden nicht nur von Gewerkschaften festgestellt. Burnout kann jeden treffen, aber BerufseinsteigerInnen sind besonders gefährdet. Als „AnfängerIn“ will man zeigen, was man kann, man ist besonders engagiert, hat aber gleichzeitig noch nicht das „Handwerkszeug“, um sich in den neuen Strukturen zurechtzufinden. Zudem ist der Druck auf die jungen Beschäftigten ist besonders groß. Burnout ist eine neue Erscheinung, die sich – trotz aller Gegenmaßnahmen – offensichtlich auch in Zukunft in der Arbeitswelt weiter ausbreiten wird. Denn Burnout hängt mit den Formen der Arbeitsorganisation zusammen, die sich gerade erst durchsetzen. Durch die Beschäftigung mit Burnout kann man viel über die neuen Formen der Organisation der Arbeit lernen, und darüber, wie sie sich im eigenen Betrieb darstellen. Gerade in der Phase des Einstiegs ins Berufsleben ist es wichtig, die damit verbundenen Gefahren zu kennen und ihnen entgegenzusteuern. Deshalb ist es auch sinnvoll, sich bereits in der Ausbildung mit diesen Fragen zu beschäftigen, denn schon Auszubildende und Berufsanfänger werden mit den neuen Anforderungen konfrontiert. Der Vortrag soll den Auszubildenden und BerufseinsteigerInnen Mut machen und ihnen die Mechanismen der indirekten Steuerung aufzeigen und analysieren, die ihnen im Betrieb begegnen. Er ermöglicht es JAVis, die Mechanismen besser zu verstehen, denen Berufsanfänger und Auszubildende unterworfen werden, eine Voraussetzung dafür, sie besser zu erreichen.