"Von selbst" und "wie von selbst": Unterschied zwischen den Versionen

Aktuelle Version vom 22. März 2011, 12:27 Uhr

"Von selbst" und "wie von selbst"

Was "von selbst" geschieht, bedarf keines Beschlusses. Es ist nicht Ausdruck einer bewussten Handlung. Oben habe ich das Beispiel eines Rauchers verwendet. Als Raucher entschließe ich mich bewusst zu rauchen. Dennoch kann mein Rauchen bloß Ausdruck einer Sucht nach Nikotin sein. Der Mangel an Nikotin äußert sich so, dass ich rauchen "will". Die Handlung kann eine bewusste sein, und doch geschieht sie von selbst, weil das dabei vorkommende Bewusstsein selbst bloß Ausdruck unbewusst bleibender Bedingungen ist.

Was dagegen "wie von selbst" geschieht, das sieht nur so aus, als ob es "von selbst" geschehe. In Wirklichkeit aber ist es Ausdruck einer bewussten Handlung.

Ein Auto scheint sich "von selbst" zu bewegen. Aber genau genommen tut ein Auto gar nichts. Es ist nur ein bestimmter Mechanismus, der sich dann bewegt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, die durch einen Fahrer oder eine Fahrerin bewusst erfüllt werden. Im Unterschied zu einem Organ in einem Lebewesen, das sich wirklich von selbst bewegt, ahmt das Auto eine Bewegung von selbst nur nach. Es ist durch Ingenieure und Techniker so eingerichtet, dass es unter bestimmten Bedingungen sich so bewegt, "als ob" es sich von selbst bewegen würde. Genau genommen aber bewegt es sich "wie von selbst".

Für die technischen Bewegungsabläufe, die sich "wie von selbst" realisieren, ist es gleichgültig, welcher Art die ihr zugrunde liegenden natürlichen Zusammenhänge sind. Es können mechanische Zusammenhänge sein wie bei mechanischen Maschinen. Es können aber ebenso auch biologische Zusammenhänge sein, die technisch genutzt werden, wie zum Beispiel beim Bier brauen. In der technischen Darstellung spielen diese Unterschiede eine gewisse Rolle, für den maschinellen Charakter der Bewegung aus der Sicht des Technikers sind diese Fragen im Prinzip gleichgültig. Beide Prinzipien sind gleichermaßen geeignet als die Grundlage einer maschinenartigen Bewegung zu dienen, die sich als eine Bewegung "wie von selbst", also eine technische Bewegung darstellt, eine bewusste Bewegung, die sich von selbst zu realisieren scheint, die so aussieht, als ob sie von selbst vor sich ginge.

Ein Beispiel mag das erläutern: Eine Rolltreppe ist zum Beispiel ein mechanischer Bewegungszusammenhang, der durch die Art der Zusammensetzung der Bewegungen der Teile im Verhältnis zueinander eine maschinelle Bewegung "wie von selbst" verwirklicht, die uns dazu dient, bestimmte Höhenunterschiede bequem und ohne jeden persönlichen Aufwand zu überwinden. Die Teile der Maschine sind in der Regel mechanische Teile, die in einer mechanischen Verbindung zueinander stehen. Dagegen ist das Brauen von Bier verbunden mit biologischen Bewegungszusammenhängen. Bestimmte Hefepilze arbeiten eine bestimmte Substanz so durch, dass dadurch Bier entsteht. Der zugrunde liegende Zusammenhang ist biologischer Art und geschieht von selbst. Aber er ist - wie die Rolltreppe - in einen zweckmäßigen Zusammenhang eingebettet, in dem er "wie von selbst" funktioniert. Dabei spielt der Unterschied zwischen Rolltreppe und Bierproduktion zunächst rein technisch betrachtet keine sehr große Rolle. Es gibt eben auch Biotechnologien.

Unternehmen werden heutzutage in der Literatur für das Management oft mit einem Lebewesen verglichen. Das legt die Überlegung nahe, dass die Unternehmensleitungen sich heute einer Praxis bedienen, die sich eher an der Biotechnologie orientiert, während sie sich früher eher an mechanischen Bildern für Unternehmen orientiert haben.

Die mechanistische Betrachtungsweise des Unternehmens