Die organizistische Betrachtungsweise der Unternehmen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus meine zeit ist mein leben
Wechseln zu: Navigation, Suche
 
(7 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
==Die organizistische Betrachtungsweise der Unternehmen==
 
==Die organizistische Betrachtungsweise der Unternehmen==
   
Betrachtet man das Unternehmen wie einen Organismus, dann sind die Mitarbeiter nicht so etwas wie Teile eines maschinellen Zusammenhangs, sondern so etwas wie Glieder eines Organismus. Glieder eines Organismus sind immer auf den gesamten Organismus bezogen und orientiert. Sie sind durchdrungen von dem Lebenswillen des Lebewesens insgesamt, dessen Glieder sie sind und dem gegenüber sie keine Selbständigkeit haben. Daher sind sie aber auch labiler und leiden stärker mit, wenn andere Teile des Organismus entweder bedroht sind oder nicht funktionieren. Alle Glieder des Organismus sind von der Gesamtheit des Organismus durchdrungen und vollständig abhängig. Keines der Glieder kann ohne die anderen Glieder und den gesamten Organismus sein.
+
Betrachtet man das Unternehmen wie einen Organismus, dann sind die Mitarbeiter nicht so etwas wie Teile eines maschinellen Zusammenhangs, sondern so etwas wie Glieder eines Organismus. Glieder eines Organismus sind immer auf den gesamten Organismus bezogen und orientiert. Sie sind durchdrungen von dem Lebenswillen des Lebewesens insgesamt, dessen Glieder sie sind und dem gegenüber sie keine Selbständigkeit haben. Daher sind sie auch labiler und leiden stärker mit, wenn andere Teile des Organismus entweder bedroht sind oder nicht funktionieren. Alle Glieder des Organismus sind von der Gesamtheit des Organismus durchdrungen und vollständig abhängig. Keines der Glieder kann ohne die anderen Glieder und den gesamten Organismus sein.
   
Nach diesem Bild soll das Unternehmen organisiert werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen wie Glieder eines organischen Zusammenhangs vom Unternehmen ganz durchdrungen werden. Aus der Sicht der mechanizistischen Unternehmensauffassung ist das eine Illusion. Denn eine Organisation setzt voraus, dass den Beschäftigten die Notwendigkeiten des Marktes als Zwang durch den Willen der Unternehmensleitung aufoktroyiert werden. Die Auffassung des Unternehmens nach dem Bild des Organismus dagegen konfrontiert die Beschäftigten selbst mit den Notwendigkeiten des Marktes. Die Unternehmensleitung betrachtet es nicht mehr als ihre Aufgabe, die Beschäftigten vor der Auseinandersetzung mit den Notwendigkeiten des Marktes zu schützen, sondern im Gegenteil: Sie verläßt die Position zwischen den Notwendigkeiten des Marktes und den Beschäftigten. Die Notwendigkeiten des Marktes erscheinen unmittelbar als Druck auf die Beschäftigten selbst. Die Unternehmensleitung verläßt sich in einem gewissen - eingeschränkten - Sinne darauf, dass die Beschäftigten auf den Druck des Marktes von selbst mit Entwicklung von Initiative und Tatkraft reagieren. Sie verläßt scih darauf, dass der "Überlebenswillen" des Unternehmens den Wilen der Beschäftigten zu bestimmen in der Lage ist, ohne dass dies den Beschäftigten selbst klar wird.
+
Nach diesem Bild soll nun das Unternehmen organisiert werden. Kleinere organisatorische Einheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen wie Glieder eines organischen Zusammenhangs vom Unternehmen ganz durchdrungen sein. Aus der Sicht der mechanistischen Unternehmensauffassung ist das eine Illusion. Denn eine Organisation setzt voraus, dass den Beschäftigten die Notwendigkeiten des Marktes als Zwang durch den Willen der Unternehmensleitung in Anweisungen "verdeutlicht" werden. Die Auffassung des Unternehmens nach dem Bild des Organismus dagegen konfrontiert die Beschäftigten selbst mit den Notwendigkeiten des Marktes. Die Unternehmensleitung betrachtet es nicht mehr als ihre Aufgabe, die Beschäftigten von der Auseinandersetzung mit den Notwendigkeiten des Marktes abzuhalten. Im Gegenteil: Sie verlässt die Position zwischen dem Markt mit seinen Notwendigkeiten und den Beschäftigten. Dadurch setzen sich die Notwendigkeiten des Marktes unmittelbar in einen Druck auf die Beschäftigten selbst um. Die Unternehmensleitung verlässt sich in einem gewissen - eingeschränkten - Sinne darauf, dass die Beschäftigten auf den Druck des Marktes von selbst mit Entwicklung von Initiative und Tatkraft reagieren. Der "Überlebenswillen" des Unternehmens auf dem Markt ist in der Lage - so die Einsicht der Unternehmensleitung - den Willen der Beschäftigten zu bestimmen, ohne dass den Beschäftigten selbst dies klar wird. Wie die Glieder eines Organismus bestimmt sind vom Selbsterhaltungswillen des Lebewesens, so sollen die Glieder des Unternehmens bestimmt sein vom "Überlebenswillen" des Unternehmens. Während aber die Glieder des Organismus keinen eigenen Willen haben, müssen die Beschäftigten eines Unternehmens für die Verwirklichung des Unternehmenszwecks gewonnen werden.
   
In der Auffassung des Unternehmens nach dem Bilde des Organismus wird der Druck nicht durch die Unternehmensleitung bewusst hervorgebracht, sondern er entsteht auf dem Markt "von selbst". Auf dem Markt muss sich das Unternehmen im Kampf der Konkurrenz behaupten; es muss um sein "Überleben" kämpfen. Die Unternehmensleitung hat die Aufgabe, den Beschäftigten diese Tatsache zu verdeutlichen und alles zu tun, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich konsequent der Aufgabe stellen können, das "Überleben" des Unternehmens am Markt zu sichern. Der Druck ist nicht mehr ein bewusst gemachter und durch Anweisungen formulierter Druck. Er ist im Gegenteil ein Druck, der - durch die Kräfte des Marktes erzeugt - wesentlich unbewusst wirkt. Das "Überlebensinteresse" des Untenehmens wirkt sich auf alle seine Glieder (Unternehmenseinheiten, Abteilungen, Teams, Projekte etc.) aus. Alle Glieder werden mit dem Druck des "Überlebenskampfes" des Unternehmens unmittelbar konfrontiert.
+
In der Auffassung des Unternehmens nach dem Bilde des Organismus wird der Druck nicht durch die Unternehmensleitung bewusst hervorgebracht, sondern er entsteht auf dem Markt "von selbst". Auf dem Markt muss sich das Unternehmen in der Konkurrenz behaupten; es muss um sein "Überleben" kämpfen. Die Unternehmensleitung hat die Aufgabe, den Beschäftigten diese Tatsache zu verdeutlichen und alles zu tun, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich konsequent der Aufgabe stellen können, das "Überleben" des Unternehmens am Markt zu sichern. Der Druck ist nicht mehr ein bewusst gemachter und durch Anweisungen formulierter Druck. Er ist im Gegenteil ein Druck, der - durch die Kräfte des Marktes erzeugt - wesentlich unbewusst wirkt. Das "Überlebensinteresse" des Unternehmens wirkt sich auf alle seine Glieder (Unternehmenseinheiten, Abteilungen, Teams, Projekte etc.) aus. Alle Glieder werden mit dem Druck des "Überlebenskampfes" des Unternehmens unmittelbar konfrontiert. Alle "Glieder" sollen sich mit dem Überlebensinteresse des Unternehmens identifizieren und das "Überleben" des Unternehmens "wollen".
   
Damit ist die "unternehmerische Verantwortung" nicht mehr nur bei den Unternehmensleitungen, sondern sie geht - mehr und mehr - an die als Gemeinschaften tätigen Beschäftigten selbst über. Die unternehmerische Verantwortung ist der gedankliche Ausdruck dessen, dass der "Überlebenskampf" des Unternehmens Sache der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst geworden ist. Die Unternehmensleitungen sorgen dafür, das dieser organische Zusammenhang, der "von selbst" wirkt, ooptimal funktioniert. Um aber das Handeln der Unternehmensleitungen zu verstehen, muss man sich verdeutlichen: Die Unternehmen - und vor allem die Beschäftigten der Unternehmen - bilden "von selbst" einen Zusammenhang, der nicht erst durch den Willen der Unternehmensleitungen hervorgebracht wird. Dieser "von selbst" entstehende Zusammenhang des Unternehmens gerät bei der mechanizistischen Betrachtungsweise des Unternehmens leicht aus dem Blick. Er ist umgekehrt die Grundlage der organizistischen Betrachtungsweise der Unternehmen.
+
Damit ist die "unternehmerische Verantwortung" nicht mehr allein bei den Unternehmensleitungen, sondern sie geht - mehr und mehr - an die organisiert tätigen Beschäftigten selbst über. Die unternehmerische Funktion der Beschäftigten bedeutet, dass der "Überlebenskampf" des Unternehmens Sache der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst geworden ist. Die Unternehmensleitungen sorgen dafür, das dieser organische Zusammenhang, der "von selbst" wirkt, optimal funktioniert. Um aber das Handeln der Unternehmensleitungen zu verstehen, muss man sich verdeutlichen: Die Beschäftigten der Unternehmen bilden bei ihrer gemeinsamen Arbeit "von selbst" einen Zusammenhang, der nicht erst durch den Willen der Unternehmensleitungen hervorgebracht wird. Dieser "von selbst" entstehende Zusammenhang des Unternehmens gerät bei der mechanistischen Betrachtungsweise des Unternehmens leicht aus dem Blick. Er ist umgekehrt die Grundlage der organizistischen Betrachtungsweise der Unternehmen.
   
[[Die Aufgabe der Unternehmensleitung in der organizistischen Unternehmensauffassung]]
+
[[Die Unternehmensleitung in der organizistischen Unternehmensauffassung]]

Aktuelle Version vom 30. Juni 2011, 15:59 Uhr

Die organizistische Betrachtungsweise der Unternehmen

Betrachtet man das Unternehmen wie einen Organismus, dann sind die Mitarbeiter nicht so etwas wie Teile eines maschinellen Zusammenhangs, sondern so etwas wie Glieder eines Organismus. Glieder eines Organismus sind immer auf den gesamten Organismus bezogen und orientiert. Sie sind durchdrungen von dem Lebenswillen des Lebewesens insgesamt, dessen Glieder sie sind und dem gegenüber sie keine Selbständigkeit haben. Daher sind sie auch labiler und leiden stärker mit, wenn andere Teile des Organismus entweder bedroht sind oder nicht funktionieren. Alle Glieder des Organismus sind von der Gesamtheit des Organismus durchdrungen und vollständig abhängig. Keines der Glieder kann ohne die anderen Glieder und den gesamten Organismus sein.

Nach diesem Bild soll nun das Unternehmen organisiert werden. Kleinere organisatorische Einheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen wie Glieder eines organischen Zusammenhangs vom Unternehmen ganz durchdrungen sein. Aus der Sicht der mechanistischen Unternehmensauffassung ist das eine Illusion. Denn eine Organisation setzt voraus, dass den Beschäftigten die Notwendigkeiten des Marktes als Zwang durch den Willen der Unternehmensleitung in Anweisungen "verdeutlicht" werden. Die Auffassung des Unternehmens nach dem Bild des Organismus dagegen konfrontiert die Beschäftigten selbst mit den Notwendigkeiten des Marktes. Die Unternehmensleitung betrachtet es nicht mehr als ihre Aufgabe, die Beschäftigten von der Auseinandersetzung mit den Notwendigkeiten des Marktes abzuhalten. Im Gegenteil: Sie verlässt die Position zwischen dem Markt mit seinen Notwendigkeiten und den Beschäftigten. Dadurch setzen sich die Notwendigkeiten des Marktes unmittelbar in einen Druck auf die Beschäftigten selbst um. Die Unternehmensleitung verlässt sich in einem gewissen - eingeschränkten - Sinne darauf, dass die Beschäftigten auf den Druck des Marktes von selbst mit Entwicklung von Initiative und Tatkraft reagieren. Der "Überlebenswillen" des Unternehmens auf dem Markt ist in der Lage - so die Einsicht der Unternehmensleitung - den Willen der Beschäftigten zu bestimmen, ohne dass den Beschäftigten selbst dies klar wird. Wie die Glieder eines Organismus bestimmt sind vom Selbsterhaltungswillen des Lebewesens, so sollen die Glieder des Unternehmens bestimmt sein vom "Überlebenswillen" des Unternehmens. Während aber die Glieder des Organismus keinen eigenen Willen haben, müssen die Beschäftigten eines Unternehmens für die Verwirklichung des Unternehmenszwecks gewonnen werden.

In der Auffassung des Unternehmens nach dem Bilde des Organismus wird der Druck nicht durch die Unternehmensleitung bewusst hervorgebracht, sondern er entsteht auf dem Markt "von selbst". Auf dem Markt muss sich das Unternehmen in der Konkurrenz behaupten; es muss um sein "Überleben" kämpfen. Die Unternehmensleitung hat die Aufgabe, den Beschäftigten diese Tatsache zu verdeutlichen und alles zu tun, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich konsequent der Aufgabe stellen können, das "Überleben" des Unternehmens am Markt zu sichern. Der Druck ist nicht mehr ein bewusst gemachter und durch Anweisungen formulierter Druck. Er ist im Gegenteil ein Druck, der - durch die Kräfte des Marktes erzeugt - wesentlich unbewusst wirkt. Das "Überlebensinteresse" des Unternehmens wirkt sich auf alle seine Glieder (Unternehmenseinheiten, Abteilungen, Teams, Projekte etc.) aus. Alle Glieder werden mit dem Druck des "Überlebenskampfes" des Unternehmens unmittelbar konfrontiert. Alle "Glieder" sollen sich mit dem Überlebensinteresse des Unternehmens identifizieren und das "Überleben" des Unternehmens "wollen".

Damit ist die "unternehmerische Verantwortung" nicht mehr allein bei den Unternehmensleitungen, sondern sie geht - mehr und mehr - an die organisiert tätigen Beschäftigten selbst über. Die unternehmerische Funktion der Beschäftigten bedeutet, dass der "Überlebenskampf" des Unternehmens Sache der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst geworden ist. Die Unternehmensleitungen sorgen dafür, das dieser organische Zusammenhang, der "von selbst" wirkt, optimal funktioniert. Um aber das Handeln der Unternehmensleitungen zu verstehen, muss man sich verdeutlichen: Die Beschäftigten der Unternehmen bilden bei ihrer gemeinsamen Arbeit "von selbst" einen Zusammenhang, der nicht erst durch den Willen der Unternehmensleitungen hervorgebracht wird. Dieser "von selbst" entstehende Zusammenhang des Unternehmens gerät bei der mechanistischen Betrachtungsweise des Unternehmens leicht aus dem Blick. Er ist umgekehrt die Grundlage der organizistischen Betrachtungsweise der Unternehmen.

Die Unternehmensleitung in der organizistischen Unternehmensauffassung